veröffentlicht am 13. Januar 2017

„Kirche könnte so schön sein … wenn die Menschen nicht wären“. Unter dieses Motto hatte Dieter Fender seinen Kabarettabend am Freitag, dem 13. Januar, im Gasthaus Barlag gestellt, konnte er dabei doch auf direkte Erfahrungen seines beruflichen Lebens zurückgreifen – schließlich ist er im Hauptberuf Gemeindereferent. Würde er sich vorstellen, meinten Kirchenfremde häufig, dass er in der Stadtverwaltung arbeite, so Fender gleich zu Beginn des Abends. „Ein Gemeindereferent ist aber eher die pastorale Seh-, Geh- und Hörhilfe des Pastors“, brachte es Fender amüsant auf den Punkt und hob ironisch lachend hervor, dass er doch damals, beim Start ins Berufsleben, noch die naive Idee gehabt habe, Kirche und Menschen verändern zu wollen.
Seit über 20 Jahren – und in der Realität angekommen – ist Fender nun in Witten tätig, einer Stadt im Ruhrgebiet, die er natürlich auch auf die Schippe nahm, gibt es dort doch u.a. einen „Schnullerbaum“ – bevor er dann über seine tägliche Arbeit berichtet, beispielsweise von Besuchen bei Erstkommunioneltern. Etwa den Eltern von Justin-Joel-Michelle, denen es nur wichtig ist, dass ihr Kind nicht in einheitlichen Gewändern, solchen Kartoffelsäcken, in die Kirche gehen muss und die sich im Vorfeld entschuldigen, die nachmittägliche Andacht nicht besuchen zu können, weil der Tisch in der Gaststätte so spät bestellt ist. Und weiter schüttet der Kabarettist sein Herz aus. „Nicht nur, dass die biblische Botschaft für viele immer weniger wichtig ist, heutzutage muss im Sonntagsgottesdienst auch immer was los sein“, so seine Feststellung. Da gerät der Familiengottesdienst mitunter schnell zum Leistungssport.
„Nur mit Technik ist der Krise zu begegnen, nicht nur angesichts des Priestermangels“, forderte Fender. Priesterroboter und frei programmierbare Messdiener seien bereits entwickelt. Für die kfd backt dieser Kuchen und den Kolpingsbrüdern zapft er ein Sieben-Minuten-Bier. Ein Anruf im Pfarramt wird über einen Service Point Manager geregelt, bei dem je nach Anliegen eine Nummer vorweg gewählt werden müsse.
Aber auch im eigenen Umfeld kennt Fender sich aus. „Wissen Sie, was man in jedem Bildungshaus, bei jeder Fortbildung sieht? Die „gestaltetet Mitte“ – ein gebatiktes Tuch, Kerze, Bibel und die Rose von Jericho. „Dieses Gestrüpp, dass, wenn man heißes Wasser darauf kippt, sich öffnet und dann immer noch potthässlich ist.“ Da empfehle er seine Alternativen: einen gelben Müllsack als Unterlage, Reitgerte als Entscheidungshilfe im Pfarrgemeinderat, stumpfer Axt als Zeichen, dass scharfe Sachen nicht in der Kirche behandelt werden, Knallkörper für die nonverbale Kommunikation („gleich knallt’s“) und dem Schrubber aus der Geburtskirche, mit dem sich die Glaubensgruppen prügelten. Hinzu noch der original Viererpack Papstbier aus Bayern.
In vielen Anekdoten nahm Dieter Fender Kirche und Menschen aufs Korn und hielt ihnen den Spiegel vor. Zwischendurch unterbrachen eigene, humorvolle Lieder („die haben mit dem Programm nichts zu tun“) die Vorträge.

Ein unterhaltsamer Kirchenkabarett-Abend, der auch 2018 wieder seine Fortsetzung finden soll.

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