veröffentlicht am 14. April 2017

Am diesjährigen Karfreitag haben wir uns mit unserem Familienkreis schon frühmorgens nach Bottrop aufgemacht, um zusammen mit Ruhrbischof Dr. Franz-Josef Overbeck, Vertretern des Bergwerks Prosper-Haniel und Hunderten von Gläubigen betend und singend auf die Halde Haniel ziehen.
Der Kreuzweg ist einzigartig in seiner Art: Er bringt Kirche und Arbeitswelt symbolhaft in eine enge Beziehung, werden doch die Betrachtungen an den 15 Kreuzwegstationen mit Aussagen bedeutender Personen sowie kirchlicher Verlautbarungen zur Welt der Arbeit in Zusammenhang gebracht mit Elementen aus dem Bergbau. Seine besondere Wirkung erzielt der Kreuzweg dabei durch die künstlerische Gestaltung der Ordensfrau und Künstlerin Schwester Paula, Tisa von der Schulenburg. So ist an jeder Station ein Förderturmmodell mit einer in eine Kupferplatte geätzten Grafik des Leidensweges Jesu zu sehen, ergänzt mit einem Element des Bergbaus (Lore, Bergekasten, Förderkorb etc.).
Bei kaltem und windigem Wetter eröffnete Bischof Overbeck den Kreuzweg um 9.30 Uhr auf dem Sportplatz am Fuße der Halde. Mit Betrachtungen zu den einzelnen Stationen, Texten zum Weiterdenken, Liedern und all den Anliegen, die die Menschen – gerade auch im Ruhrgebiet – bewegen, ging es hinauf auf ca. 156 Metern Höhe zum Plateau. Hier steht ein großes Holzkreuz, welches 1987 anlässlich des Besuches von Papst Johannes Paul II. aus Grubenholz gefertigt worden ist. Auf diesem Platz ging der Kreuzweg mit einer Predigt des Bischofs, mit Fürbitten und Vaterunser zu Ende.
Das Bistum und die RAG haben versprochen, dass es den Kreuzweg auch nach der Schließung der Zeche Prosper Haniel und dem Ende des Steinkohlebergbaus im Jahr 2018 weiterhin geben soll.

Durchgefroren kehrten wir dann nach einer ausgiebigen Fahrt durch das Ruhrgebiet in der Gemeinde St. Barbara in Duisburg ein, wo wir an einladend gedeckten Tischen Platz nehmen konnten, um unser mitgebrachtes Essen (Brot, Käse, Eier …) zu verzehren. Parallel dazu gaben uns Frau Hauschild und Frau Josten Auskunft zur Kirchengemeinde, die sich nach einer geplanten Schließung mit Abriss der Kirche und Verkauf des Grundstückes nun als Projektgemeinde selbst verwaltet. Seit der Fusion der Pfarreien St. Johann und St. Norbert im September 2015 erhält die Gemeinde St. Barbara keine Kirchensteuermittel mehr für Erhalt und Betrieb von Kirche und Gemeinderäumen. Nach der Verabschiedung des Pastors im September 2016 ist zudem kein Priester mehr dauerhaft in St. Barbara präsent. Das neue Gemeindemodell, gründet auf fünf Säulen: Liturgia (Feier des Glaubens), Diakonia (Taten der Nächstenliebe), Martyria (Verkündigung), Koinonia (Gemeinschaft der Gläubigen) und Oikonomia (wirtschaftliche Sicherstellung der Gemeinde). In allen fünf Bereichen arbeiten Laien ehrenamtlich und eigenverantwortlich, um die unterschiedlichen und vielfältigen Aktivitäten der Gemeinde lebendig zu erhalten: sie gestalten u.a. Wortgottesdienste und Andachten, erteilen Kommunionunterricht, betreuen seelsorgerisch alte und kranke Menschen und kümmern sich um die Finanz- und Immobilienverwaltung. Mit Zustimmung des Bischofs von Essen wird das Pilotprojet zunächst drei Jahre erprobt. Dabei soll der Prozess durch das Bistum eng begleitet werden, zumal der Bischof darin die Chance sieht, Erfahrungen für weitere Formen lokaler Kirchenentwicklung zu sammeln. Mit kritischen und interessanten Informationen zu diesen Absichtserklärungen und der konkreten Umsetzung des Gemeindekonzeptes, mit persönlichen Eindrücken von Schwierigkeiten und Hoffnungen ging ein eindrucksvoller Tag im Ruhrgebiet zu Ende.

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