veröffentlicht am 11. Januar 2020

Wir kennen sie ja schon, die treue Seele der Gemeinde … In rotem Kostüm mit Pepitahut, Strickjacke und großer Handtasche trat Ulrike Böhmer alias „Erna Schabiewsky“ am Freitag, dem 10. Januar, wieder beim unserem KirchenKABarett im vollbesetzen Saal Barlag auf.

Als rechte und linke Hand des Pfarrers, der ihr aber wegen „dem ganzen Fusionieren“ mittendrin abhanden gekommen ist, kennt sie sich gut aus. Kein Blatt nimmt sie vor den Mund, wenn sie aktuell und kritisch, dabei aber humorvoll und manchmal nachdenklich ihre Geschichten aus dem Kirchenleben zum Besten gibt. So etwa, wenn sie erzählt, wie schwierig es ist, den Erstkommunionkindern ein Samenkorn des Glaubens einzupflanzen und wie viel Zeit und Arbeit in die Vorbereitung gelegt werden. „Gott lädt alle ein“, „Jesus lädt ein“, „Jesus lädt die Kinder ein“, so oder ähnlich die jeweiligen Mottos zur Erstkommunion – nur: Kommen tun wenige.  Dabei regt Erna sich besonders über Leute auf, die wegen des „Erstkommuniongedöns“ erst in die Kirche ein- und anschließend wieder austreten. „Datt is wie beim BVB: Vor der Meisterschaft eintreten und danach zu Schalke wechseln.“

Erna plaudert weiter: Über die Pilgerfahrt von Hilde, die nach einer Ehekrise und mit einem Herz-Teddy besänftigt, mit Willi in die Stadt der Liebe, nach Rom, reist und mit Eindrücken besonders vom Gemälde des „Michels von Angelo … Kelly“ in der Sixtinischen Kapelle zurückkommt. „Ich habe drei Flaschen Eierlikör gebraucht, um der Hilde zu erklären, dass Gott nicht der alte Mann mit Bart (kein Opa Püschel) ist“.

Im Verlauf des Abends schildert Erna dann, wie es ihr beim Karfreitagsgottesdienst im Bergischen Land ergangen ist, in einer Kirche ohne Heizung. „Wenn die Kälte so vom Boden inne Beine zieht, dann ist nix mehr mit Nickerchen während der Predigt. Ich hatte da null komma null Andacht.“ Dazu der Schock als sie merkt, dass sie zum einen in einer evangelischen Kirche gelandet und zum anderen, dass der nette Pfarrer, der beim Ausgang die Besucher verabschiedet, gleichzeitig der Frauenarzt im Ort ist.

Erna berichtet von ihrem Ehemann Herbert, der beim Lesen in der „Frau und Mutter“ darüber nachdenkt, selbst als „probater Viri“ der Gemeinde vorzustehen und zu predigen, was Erna ihm (so macht sie es für ihn als KAB-Vorsitzenden schon seit Jahren) aufschreibt. Die „Amazonas-Synopse“ lässt grüßen.

Auch von einem Einkehrtag der kfd im Kloster der hl. Hildegard, in dem alle Speisen mit Dinkel zubereitet werden, erzählt Erna Schabiewsky und gerät in der Folge dann ganz schön in Rage. Es geht um kfd-Kassiererin Sieglinde, die rumheult und ausser Kirche austreten will. Anlass – ihre Tochter Bärbel, die nun nach Jahren jemanden gefunden hat … Während Omma Püschel sofort im Bilde ist, steht Erna bei dieser Themattik erst etwas aufm Schlauch, bis ihr klar wird, dass Sieglinde eine Schwiegertochter bekommt. Was es ja nicht geben darf, weil davon nichts in der Bibel steht. Un wat nich inne Bibel steht, so die katholische Kirche, dat kann der liebe Gott nicht gewollt haben.

Da hätten wir aber die kfd-Frauen sehen sollen, die die gute Sieglinde erst mal in den Arm genommen und gratuliert hätten. Hömma: „Inner Bibel steht auch nichts von Prälaten, Kardinälen oder Kirchensteuern“. Und von wegen Unmoral – Erna Schabiewsky empfiehlt, die beiden Frauen mit ihren adoptierten Kindern kennen zu lernen, und sich zu überlegen, ob man so weiterreden will. Völlig inne Wallung (da hilft auch kein selbstgemachter Likör mehr), aber mit aller Ernsthaftigkeit fragt sie, „warum sich Männer in Frauenkleidern anmaßen, über Moral zu urteilen“? „Die Moral und das Abendland gehen nicht unter, wenn Frauen Frauen oder Männer Männer lieben. Weisse, wat die Gesellschaft zerstört? Wenn Männer Kinder missbrauchen und vergewaltigen, wenn Kinder unter Brücken leben und betteln. Wenn Kinder in Fabriken schuften, damit wir billigere Kleidung haben. Wenn Kinder und ihre Eltern im Mittelmeer ertrinken, weil wir die Grenzen dicht machen. Oder wenn Kinder mit Spielzeug zugeschüttet werden, aber die Eltern keine Zeit für sie haben. Davon geht die Welt unter“ – ein flammendes Plädoyer für Toleranz und Nächstenliebe. Wie gut, dass Omma Püschel noch nen Brombeerlikör mit dabei hatte, um wieder inne allgemeine Beruhigung zu kommen.

Bis zur letzten Minute begeistert Erna die Zuhörerinnen und Zuhörer mit Witz und Schlagfertigkeit (den Bramschern wird es besonders in Erinnerung sein) und einer klaren Haltung zu christlichen Themen.

Vielen Dank, Ulrike Böhmer – und natürlich dir, Volker, für die Technik!

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