„Dunkel war’s, der Mond schien helle …“ – unter diesem Motto fand am Samstag, dem 21. Oktober, eine Stadtführung in Bad Essen statt, zu der wir uns mit unserem Familienkreis um 18.30 Uhr auf dem Marktplatz des Kurortes eingefunden hatten. Unser Gästeführer, verkleidet als Sherlock Holmes, stattete uns bei langsam einbrechender Dunkelheit als erstes mit Taschenlampen aus und zeigte uns anschließend in knapp zwei Stunden manch interessante Ecke, wichtige Häuser und Plätze. So erfuhren wir zunächst, dass wir uns auf einem „Gottesacker“ befanden, dem Friedhof früherer Jahrhunderte, wo etwa 30.000 Verstorbene bestattet worden waren. Bei der Verlegung neuer Kanalisationsrohre sind vor einigen Jahrzehnten mehrere ihrer Knochen gefunden worden, mit denen das ein oder andere Kind der ehemaligen angrenzenden „Roten Schule“ seinen Schabernack getrieben haben soll. Vorbei an einem schmucken Fachwerkhäuschen, einem früheren „Stundenhotel“, und der St. Nikolai-Kirche, wo unverheiratete schwangere Frauen sich den Gläubigen in früheren Zeiten in einem Schandtuch zeigen und damit Reue bekunden mussten, kamen wir zur ehemaligen Gerichtsstätte am Thie, wo uns unser Gästeführer u.a. von Hexenverbrennungen auch in Bad Essen berichtete.
Das „Grauen“ hatte vorübergehend ein Ende, wurde es doch anschließend romantisch beim Gang durch die „Kussallee“ (kein Marketing-Gag, sondern ein alter Weg, wo nach Feiern auf dem Essener Berg manch Junge einem Mädchen seinen Gute-Nacht- Kuss geschenkt hat), über die wir den Meierhof erreichten – und damit die „Urzelle“ Bad Essens. Schafstall und Mühle waren unsere nächsten Haltepunkte, wo wir sowohl über den Vatermörder Hermann Starre als auch über einen Mordfall aus Lintorf informiert wurden, der sich einst bei Niemanns Windmühle zugetragen haben soll. In Auseinandersetzung um die dortige Müllerstochter, so wird erzählt, soll der kräftige Müllergeselle „Speck-Lammert“ (er konnte einen Sack Getreide locker mit ausgestreckter Hand tragen) seinen Nebenbuhler „Schnätt-Göttken“ erwürgt haben. Zwei Steinkreuze an der B65 weisen noch heute auf diese Freveltat hin.
Vorbei am Mühlenteich erreichten wir die Himmelsterrasse und damit einen schönen Aussichtspunkt über ganz Bad Essen. Ein neuer Mordfall mit den Ereignissen um die jahrelangen Suchaktionen und die Verhaftung von Bruno Fabeyer, die auch vielen von uns nicht unbekannt waren, forderte unsere Aufmerksamkeit.
Danach hatten wir uns anscheinend eine Stärkung verdient und gut gelaunt ließen wir uns einen leckeren Kräuterlikör schmecken, den unser Gästeführer zu unserer Überraschung spendierte. Auf dem Weg zur Solearena gab „Sherlock Holmes“ noch die Geschichte vom verlorenen Gebiss des Nachtwächters zum Besten, bevor uns – hatten wir doch fast das Ende unserer Führung erreicht – ein „Geist“ erschreckte. Und so erfuhren wir abschließend noch von Bad Essener Zigarrendrehern, die auf ihrem Nachhauseweg einst von einem übermütigen Bäckerjungen erschreckt worden waren.
Eine kurzweilige Stadtführung fand ihren Abschluss in der „Kaffeemühle“, wo wir uns in einer tollen Atmosphäre leckere Gerichte schmecken ließen und noch einige Stunden in geselliger Runde zusammensaßen. Insgesamt ein toller Abend!
veröffentlicht am 21. Oktober 2017
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