veröffentlicht am 17. November 2016

Am Donnerstag, d. 17.11. hatten wir Prälat Peter Kossen vom Bischöflichen Offizialat Vechta zu Gast, um mit ihm ins Gespräch zu kommen, wie wir als KAB für die Zukunft aufgestellt sein müssen, um unserem Anspruch, ein katholischer Sozialverband zu sein, gerecht zu werden.

Ruhig und zurückhaltend als Person, aber deutlich und entschieden in seinen Aussagen, war Monsignore Kossen mal wieder ein aufrüttelnder Vertreter seiner/unserer Kirche. Zum Einstieg seiner Ausführungen machte er zunächst deutlich, dass in unserer Gesellschaft, in unseren Gemeinden bei weitem nicht alles in Ordnung sei, selbst wenn es augenscheinlich so wirke. „Wo ist bei Ihnen der Straßenstrich, der Arbeitsstrich …? Ladet euch mal Vertreter des Zolls oder des Gewerbeaufsichtsamtes ein und lasst euch erzählen – ihr werdet feststellen: Das globale Dorf beginnt an unserer Haustür.“
Ob Fleischindustrie, Textil- oder Autobranche, … Werksvertrags- oder Leiharbeiter, … auf viele Missstände machte Peter Kossen aufmerksam und stellte resümierend fest, dass die Solidarität – ein wichtiges Prinzip auch der katholischen Soziallehre – in unserer Gesellschaft, ja in der Welt, immer mehr verloren ginge. Viel zu wenig machten sich Entscheidungsträger klar, dass es gelte Weitblick zu haben und Verantwortung für sozialen Frieden zu übernehmen. Vieles sei nur auf kurzfristige Gewinnmaximierung und Profit ausgerichtet – der Mensch bleibe oft auf der Strecke. Doch „Arbeit hat ihre Würde und ihren Preis“, hob Kossen hervor und betonte, dass hier auch die Verbände gefordert seien. „Ich bin überzeugt, wir Christen müssen wesentlich an Impulsen für eine menschengerechte und schöpfungsgerechte Weise des Wirtschaftens mitwirken. Christen sind der Solidarität verpflichtet!“ Oft seien wir viel zu wenig öffentlich, zu still und ängstlich. Gerade uns als KAB ermutigte er für die Zukunft, weiterhin für Gerechtigkeit und Menschenwürde zu kämpfen, uns für Menschen ohne Lobby einzusetzen – und wenn nötig, menschenunwürdige Verhältnisse offenzulegen. „Seelsorge verlangt, dass man sich kümmert und sich einmischt. Hinschauen ist wichtig. Wo man hinschaut, entsteht auch ein politischer Druck, etwas zu verändern.“ Zwar könne man sich nicht in allen Bereichen auskennen und umfassend Bescheid wissen, doch Fragen stellen, das könne man: Wie haltet ihr es in euren Betrieben? Spielen ökologische Nachhaltigkeit, soziale Mindeststandards, Mitbestimmung eine Rolle? Wie sieht es aus mit Sonntagsarbeit aus oder Ladenöffnungszeiten …? „Fragen Sie beim Händler an, auch per E-Mail, wo die Ware herkommt und welchen Weg sie gegangen ist“, schlug Herr Kossen vor, motivierte dazu, Arbeitsmigranten aus der Isolation zu holen und fragte an, ob polnische Pflegekräfte in Nachbarschaften und Kirchengemeinden auftauchten oder stärker eingeladen werden könnten. Er warb dafür, bewusst einzukaufen, Unrecht im Umfeld wahrzunehmen und fairen Handel im Verband und in der Pfarrgemeinde zu stärken. Auch die anstehenden Wahlen im nächsten Jahr böten sicher Gelegenheiten, Politiker auf Arbeitsbedingungen etc. anzusprechen.

Prälat Kossen kann viel erzählen, ist gut informiert. Es war ein interessanter Abend, der uns aber noch einmal ganz deutlich vor Augen führte, wie sehr wir als Christen und als KAB’ler aufgefordert sind … zu SEHEN und zu URTEILEN, aber dann eben auch zu HANDELN!

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