veröffentlicht am 29. Oktober 2016

Am Samstag, d. 29. Oktober fand das gemeinsame Wochenende unseres Familienkreises statt. Dazu starteten wir um 8.30 Uhr mit dem ICE vom Hauptbahnhof, um über Hamburg nach Lübeck zu kommen. Nachdem die Platzwahl geregelt und die Koffer verstaut waren, konnte schnell zum gemütlichen Teil übergegangen werden (wir sagen nur „morgens halb zehn in Deutschland“). Guter Dinge erreichten wir die Hansestadt an der Trave, wo uns – nach zahlreichen trüben Tagen dort – die Sonne lachte.
Extra „aus dem Norden angereist“ kehrten einige Männer gleich in einer Apotheke ein, hieß es doch auf einem Werbeschild, hier gäbe es eine „Männergrippe-Expertin und „die extra Portion Mitleid für kranke Männer“. Mit Vitaminbonbons versorgt machten wir uns dann auf den Weg zum Hotel, wo bei der Zimmerzuteilung schnell klar wurde, warum es Vorteile hat, Reiseleiter zu sein. Es blieb Zeit für einen kurzen Bummel zum Rathaus und einem gemeinsamen Kaffeetrinken, bevor uns am Dom Herr Süberkrüp, ein gebürtiger Lübecker zu einer individuellen Stadtführung erwartete. Humorvoll, kompetent und engagiert brachte er uns die von Heinrich dem Löwen gegründete Stadt mit ihren historischen Backsteinbauten und Treppengiebeln, den verwinkelten Gängen und Höfen (rund 90 gibt es noch) und den innenliegenden „Buden“ näher und informierte uns über Geschichtliches, etwa den Bombenangriff in der Nacht zu Palmsonntag 1942 und warum es bei nur einem Angriff geblieben war. Den Abschluss bildete das Rathaus mit dem Audienzsaal, in dem früher Recht gesprochen wurde (das so genannte „Lübische Recht“ erlangte in über 100 Städten im Ostseeraum Geltung). Anschließend durften natürlich die Besichtigung des Marzipan-Salons im Café Niederegger und ein Einkauf im Traditionshaus nicht fehlen.
Nach so viel Kultur musste nun an das leibliche Wohl gedacht werden und so kehrten wir im „Brauberger“ ein. Im urigen Gewölbekeller, dem wohl ältesten romanischen Keller Lübecks (1225), ließen wir uns das selbstgebraute naturtrübe Bier und die vorbestellten Speisen schmecken. Ein Spaziergang entlang der Trave und durch die Straßen der Innenstadt tat uns nach dieser Stärkung gut, bevor wir abschließend noch eine Cocktailbar aufsuchten, um mit der nötigen Bettschwere den Tag zu beenden.

Gut ausgeruht (wir hatten ja dank der Zeitumstellung eine Stunde mehr) konnten wir am Sonntagmorgen das reichhaltige Frühstück genießen, bevor wir nach dem Auschecken zunächst den evangelischen Dom besichtigten. Um 10.45 Uhr feierten wir dann in der Propsteikirche Herz Jesu die Sonntagsmesse mit und kamen im Anschluss zu einer Führung in der Gedenkstätte der „Lübecker Märtyrer“ zusammen. Im Rahmen einer modernen Ausstellung wird dort seit 2013 das Leben, Wirken und Vermächtnis der drei katholischen Kapläne Johannes Prassek, Hermann Lange und Eduard Müller sowie des evangelisch-lutherischen Pastors Karl Friedrich Stellbrink dokumentiert, die wegen „Rundfunkverbrechen, landesverräterischer Feindbegünstigung und Zersetzung der Wehrkraft“ von den Nationalsozialisten zum Tode verurteilt und am 10.11. 1943 kurz hintereinander in der Untersuchungshaftanstalt Hamburg am Holstenglacis durch Enthauptung mit der Guillotine hingerichtet worden waren. Die Krypta der Kirche (sie wird z Zt. noch umgestaltet und am 10. November von Erzbischof Dr. Stephan Heße eingeweiht) ist Teil der Gedenkstätte und Ort der Verehrung der Lübecker Märtyrer. Mit viel Hingabe erläuterte uns Frau Hohendorf, ein ehrenamtliches Gemeindemitglied, die Ausstellung mit ihren Gedenktafeln und Fotos und erinnerte an das Zeugnis der vier Geistlichen.
Gemeinsam ging es dann zum Heiligen-Geist-Hospital, das zunächst für die Krankenpflege, später als Altenheim genutzt wurde. Charakteristisch sind die hölzernen Kammern im Langhaus, die bis 1970 in Betrieb und aktuell für die Kunsthandwerkerausstellung geöffnet waren. Mit einem Bummel vorbei an den Ständen, mit Essen und Trinken oder einem Blick über Stadt bis hin zur Ostsee vom Turm der St. Petri-Kirche endete unser Wochenende in Lübeck.

Nach dem Einkauf von Verpflegung für die Zugfahrt war auch Bernhard glücklich und wir konnten die Rückfahrt nach Osnabrück gut überstehen. Insgesamt zwei wunderbare Tage mit vielen Eindrücken – gerne wieder!

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