veröffentlicht am 24. Juni 2019

Seit einigen Jahren schon gedenkt die KAB Osnabrück des ehemaligen KAB-Sekretärs, Politikers und Männerseelsorgers, Bernhard Schopmeyer (1900 in Hagen a.TW geboren), der am 23. Juni 1945 zwischen 13 und 14 Uhr, genau sechs Wochen nach dem offiziellen Ende des 2. Weltkrieges, hinterrücks im Osnabrücker Bürgerpark erschossen worden ist. Da dem Toten seine Wertsachen, wie seine Geldbörse mit einem hohen Geldbetrag, sein Fahrrad, seine Armbanduhr und auch sein Ehering nicht entwendet worden sind,  handelt es sich augenscheinlich nicht um einen Raubmord, wie zur damaligen Zeit gern von bestimmten Personen behauptet wurde, sondern um einen wohl politisch motivierten Mord.

Das wird u.a. auch durch die Aussage von Schopmeyers Ehefrau bekräftigt, die in einem Bericht kurz nach der Ermordung schreibt, ihr Mann sei schon Wochen vorher von mehreren Männern verfolgt und bespitzelt worden. „Man hat mir gleich gesagt, dass er zu viel gewusst hat, dass er deshalb verschwinden musste. Ich bin fest davon überzeugt, dass es sich bei dem Mord an meinem Mann um einen politischen Mord handelt, begangen von seinen früheren politischen Gegnern.“

In einem Gottesdienst in der Hl. Geist-Kirche ins Osnabrück zum Gedenken an die „herausragende Gestalt der Katholischen Arbeiterbewegung und des deutschen Katholizismus“ mit Domkapitular, Alfons Strodt, stellte dieser schon in seiner Begrüßung heraus, dass Erinnerung aber mehr sei als Nostalgie. Im Rückblick auf die Zeit des Nationalsozialismus habe es bei einer Holocaust-Gedenkfeier einmal geheißen: Erinnerung sei Kampf um die Zukunft. In diesem Sinne gelte es, eingebettet in das Gedächtnis von Tod und Auferstehung Jesu, auch an Bernhard Schopmeyer zu erinnern.

Ausgehend vom Lesungstext vom goldenen Kalb (Ex 32,7 -14), in dem Mose mit aller Kraft für sein Volk eintritt, griff Alfons Strodt in seiner Predigt einen Begriff des italienischen Paters Ronchi auf, der von einer „Spiritualität des Protestes“ spricht. Glaube sei Leidenschaft für das Volk in seinen Nöten. Glaube bedeute, Rechenschaft zu verlangen und Widerspruch einzulegen, wo Menschen, wo Kinder Gottes getötet oder gedemütigt würden. Es gehe also um die Frage, so Strodt weiter, ob wir den Mut haben, uns mit aller Leidenschaft öffentlich für ein wichtiges Anliegen einzusetzen. Viele Proteste zeigten Wirkung, etwa die des Youtubers Rezo oder der schwedischen Schülerin Greta Thunberg. Jede Zeit lebe von unbequemen Persönlichkeiten, die klarer sehen, die die Zeichen der Zeit erkennen, sich querstellen und bereit seien, große persönliche Nachteile dafür in Kauf zu nehmen – die also aus einer hellwachen „Spiritualität des Protestes“ heraus handeln.

Die KAB Osnabrück könne dankbar und stolz sein, dass es neben Nikolaus Groß, Bernhard Letterhaus oder Marcel Callo mit Bernhard Schopmeyer einen solchen überzeugten Protestler auch in eigenen Reihen gegeben habe. Sein Beispiel sei zudem höchst aktuell, wenn etwa in diesen Tagen Männer und Frauen, die ihre politische Verantwortung ernstnehmen, mit dem Tod bedroht oder gar erschossen werden, wenn rechtsradikale Kräfte die Spaltung der Gesellschaft vorantreiben und hemmungslos Nationalismus und Rassismus fördern, wenn die Sprache immer mehr verrohe und die neuen Medien schamlos genutzt werden, um Lügen und Hass zu säen. Bernhard Schopmeyer, so predigte Alfons Strodt weiter, habe damals Einspruch erhoben und sei Opfer seines Protestes, seiner Klarheit und seines Mutes geworden. So sei er uns Vorbild für den Kampf um eine menschenwürdige Zukunft.

Mit Fürbitten, Vater unser und Eucharistiefeier ging der Gottesdienst in der neu gestalteten Kirche weiter, bevor die Gottesdienstbesucher sich im Anschluss noch mit Angehörigen der Familie Schopmeyer vor der Kirche austauschten.

Zusammen wollen wir auch künftig Bernhard Schopmeyers gedenken, dessen Todestag sich im nächsten Jahr zum 75. Mal jährt und in besonderer Weise gefeiert werden soll.

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