veröffentlicht am 1. November 2015

Am Sonntag, dem 1. November, waren zahlreiche Interessierte nach dem Gottesdienst ins Philipp-Neri-Haus gekommen, wo Julia Kampsen bei Kaffee und Keksen von ihrer Zeit in Israel berichtete, hatte sie doch von August 2014 bis April 2015 am 41. Theologischen Studienjahr in Jerusalem teilgenommen. In ihrem knapp zweistündigen Vortrag stellte sie zunächst das zweisemestrige Studium vor, dass katholischen und evangelischen Theologiestudenten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz die Möglichkeit bietet, in Jerusalem zu studieren und gab Einblicke in das Studienhaus (Beit Josef), das der Dormitio-Abtei (deutschsprachiges Benediktiner-Kloster auf dem Zion) angegliedert ist. Dann unternahm Julia mit uns eine Stadtführung durch Jerusalem und stellte uns dabei die verschiedenen Orte der drei großen Religionen (Judentum, Christentum, Islam) vor: Davidsgrab und Klagemauer, Felsendom und Al-Aqsa-Moschee, aber natürlich auch Abendmahlssaal, Ölberg, Via Dolorosa und Grabeskirche. Die Israelreise ging weiter zu verschiedenen anderen biblischen Orten, u.a. nach Bethlehem, Nazareth, Tabgha (Ort der Brotvermehrung), zum See Genezareth und dem Berg der Seligpreisungen. Natürlich durften auch Qumran oder das Tote Meer nicht fehlen.

Über 300 Fotos ließen uns gute Eindrücke vom Land gewinnen. Auch Julias Berichte und Bilder von ihren Exkursionen im Rahmen des Studiums (so von der 11-tägigen Wüstentour durch Jordanien) waren eindrucksvoll und interessant. Es bleib aber nicht beim reinen Sightseeing. Julia ließ uns auch teilhaben an jüdischen Festen und christlichen Feiertagen und betonte dabei, wie eindrucksvoll es für sie gewesen sei, diese am Ort des Geschehens zu feiern. Aufrührend waren dann besonders die Schilderungen über die politischen Verhältnisse in Israel und das Leben der Palästinenser – etwa vom Leben mit der Mauer in Bethlehem, der Teilung Hebrons, der Siedlungspolitik oder der Wasserversorgung. Bewegend die Worte von Daoud Nassar, einem palästinensischen Christen aus Bethlehem, der den Studenten im Rahmen eines Besuches gesagt hat: „Wir weigern uns Feinde zu sein“ und ihnen von seinem Begegnungsprojekt „Tent of Nations“ (Zelt der Völker) erzählt hat. Erschreckend auch die Schilderungen ehemaliger israelischer Soldaten (in der Bewegung „Breaking the silence“/ das Schweigen brechen) über die willkürlichen Festnahmen unschuldiger Palästinenser und den Schikanen in Hebron und anderen besetzten Gebieten.

Mit einem Zitat der palästinensischen Friedenspädagogin und Frauenrechtlerin Sumaya Farhat-Naser beendete Julia ihren Vortrag über ihre Zeit in Israel, über ihre Erlebnisse und Erfahrungen in dem spannenden und spannungsgeladenen Land: „Bedrückt bin ich, weil ich die Zeit des Friedens nicht mehr erleben werde, und es ist fraglich, ob meine Kinder sie kennen werden. Ich will mich aber an die Hoffnung klammern, dass meine Enkelkinder den Frieden feiern werden.“ Es war ein interessanter, kurzweiliger, aber auch nachdenklich machender Vortrag.

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