Klatschen oder Klatsche für die Pflege? Das war die Frage an Bernhild Diekriede, Heimleiterin des St. Josefshauses in Wallenhorst, und Nadine Möllenbrock, Ärztin im Krankenhaus in Ostercappeln. Die Runde am 15.6.2021, in der wir uns – wie in Corona-Zeiten jetzt üblich – via Zoom trafen, blieb klein, war aber äußerst lebendig.
Wir erfuhren an dem Abend zunächst, wie es im letzten Jahr mit den Coronabeschränkungen begann und sich der Alltag in Pflegeheim wie Krankenhaus radikal änderte. Wie schwierig Personalplanung war und noch ist. Dass z.B. nicht „einfach“ ein Aushelfen zwischen den Pflegeheimen des Ortes möglich war, damit es nicht zur Übertragung des Coronavirus kam. Dazu die Einschränkungen bei den Besuchen bzw. letztendlich der Besuchsstopp, der ein besonderes Sich-Kümmern und Begleiten der alten, der kranken Menschen oder auch der Sterbenden und ihrer Angehörigen bedeutete.
Sowohl aus dem Pflegeheim wie aus dem Krankenhaus wurde weiter von einem immer größer werdenden Dokumentationsaufwand berichtet. Immer mehr Zeit wird für die Dokumentation benötigt. „Was nicht dokumentiert wird, ist nicht gemacht!“ Die Zeit, die für die Bewohner*innen / Patient*innen zur Verfügung steht, wird weniger, die Bürokratie dafür umfangreicher. Dazu ist das Pflegepersonal überall knapp, neue Mitarbeitende sind rar. Kein Wunder, dass Pflege oft am Limit arbeitet.
Mit mehr Geld für die Pflegenden – könnte man da etwas erreichen?
Die Caritas hat unlängst einem Tarifvertrag für die Pflege nicht zu gestimmt, obwohl es mehr Geld für viele Beschäftigte in Pflegeheimen bedeutet hätte. Es besteht die Angst, dass nun in der Zukunft die höhere Caritasvergütung nicht mehr gegenfinanziert wird. Geld, ja Geld sei wichtig, aber wohl nicht der entscheidende Schlüssel.
Weitere Rahmenbedingungen seien mindestens ebenso wichtig:
Einerseits wieder mehr Zeit am Patienten zu haben (und weniger am Schreibtisch), um wirklich pflegen, und dem eigenen Anspruch gerecht werden zu können. Andererseits auch verlässliche Dienstpläne, um planbare Freizeit und Zeit mit der Familie haben zu können, anstatt in „ständiger Rufbereitschaft“ zu leben. Zudem sei es wünschenswert, den Pflegeberuf auch in den Medien (z. B. in Filmen) nicht immer nur negativ darzustellen, sondern auch das Positive und Erfüllende dieses Berufes deutlich zu machen: Menschen (am Ende ihres Lebens) bei der Körperpflege zu unterstützen bzw. ihnen eine spezielle medizinische Pflege zukommen zu lassen, sie zu begleiten, ihnen einen erfüllten, lebenswerten und sicheren Alltag zu ermöglichen sowie eine persönliche Beziehung in einer familiären Atmosphäre zu schaffen.
Resümierend kann man sicher festhalten, dass Klatschen und Singen auf den Balkonen als Anerkennung nicht ausreicht. Echte Wertschätzung und Solidarität muss sich in guten und fairen Arbeitsbedingungen ausdrücken. So bleiben wir gefordert, die o.g. Bedingungen einzufordern und für gute Arbeitsbedingungen in der Pflege zu kämpfen. Nur so kann der schöne Beruf der Pflege attraktiv gehalten bzw. attraktiver gemacht werden. Bleiben wir mit unserer Aufmerksamkeit also dran!