veröffentlicht am 5. Juni 2020

Ungewöhnliche Umstände erfordern neue Wege. Das galt auch für uns, konnte doch unsere geplante Veranstaltung zum Thema „Laudato Si – Unsere Verantwortung als Christen“ nicht wie gewohnt als Diskussionsabend im PNH stattfinden. Die Veranstaltung absagen wollten wir nicht; und so trafen sich Interessierte im Rahmen einer Videokonferenz am Dienstag, d. 12.5. mit der Referentin Dr. Regina Wildgruber (Bistum Osnabrück).

Zunächst ordnete diese die 2015 erschienene Papstenzyklika „Laudato Si – Über die Sorge für das gemeinsame Haus“ in den geschichtlichen Ablauf ein und erklärte, dass Papst Franziskus nicht der erste gewesen sei, der sich zum Thema Umweltschutz geäußert habe. Sie verwies auf Verkündigungen der Kirche seit den 70er Jahren. Dennoch habe es keinen Papst gegeben, der das Thema so sehr zu seinem gemacht habe, wie Franziskus. Frau Wildgruber benannte als Gründe dafür beispielsweise die Herkunft des Papstes aus Lateinamerika mit all seinen Erfahrungen etwa in den Bereichen Umwelt(-zerstörungen), indigene Völker, Armut und das Lebenskonzept des Franz von Assisi, dessen Namen er sich nicht ohne Grund als Papstnamen ausgesucht habe („nomen est omen“). Dabei stehe der hl. Franziskus nicht isoliert für Umweltthemen, sondern es gehe um eine ganzheitliche Ökologie.

Im Folgenden ging die Referentin näher auf die Enzyklika ein und stellte sie zusammenfassend vor: 1. Zustand des Planeten – Was unserem Haus widerfährt/ 2. Tradition – Das Evangelium von der Schöpfung/ 3. Was Menschen beigetragen haben – Die menschliche Wurzel der ökologischen Krise/ 4. Wo es hingehen könnte – eine ganzheitliche Ökologie/ 5. Konkretion – Einige Leitlinien für Orientierung und Handlung/ 6. Umweltschutz und spirituelle Haltung – Ökologische Erziehung und Spiritualität.

Mit konkreten Beispielen und persönlichen Anmerkungen gelang es Frau Dr. Wildgruber uns den komplexen Text zu erschließen und verständlich zu machen. Wichtig herauszustellen sind dabei vielleicht Aussagen wie „Nichts in dieser Welt ist gleichgültig für uns“, „es geht um die Liebe zur Schöpfung, die Liebe zu Gott und zu den Armen“, oder „der Schrei der Erde ist der Schrei der Armen“. Zugleich stellte die Referentin mit den Worten der Enzyklika heraus, dass es Aufgabe aller „Menschen guten Willens“ sei, die Aufgaben hinsichtlich der Bewahrung der Schöpfung zu meistern und dass es nicht reiche, nur um Zusammenhänge zu wissen, sondern dass es eine geistliche Haltung brauche, aus der heraus dann Handlungsschritte erwüchsen. Dazu zitierte sie Gus Speth (Professor an der Yale Universität und Berater von früheren amerikanischen Präsidenten), der die Haltungsfrage folgendermaßen zusammengefasst haben soll: „Früher dachte ich, dass die größten Umweltprobleme der Verlust der Arten, der Kollaps der Ökosysteme und der Klimawandel wären. Ich dachte, 30 Jahre gute Wissenschaft könnte diese Probleme angehen. Ich habe mich geirrt. Die größten Umweltprobleme sind Egoismus, Gier und Gleichgültigkeit und um mit ihnen fertig zu werden, brauchen wir einen kulturellen und spirituellen Wandel.“

Im weiteren Verlauf des Vortrags ging Frau Dr. Wildgruber dann auf die Umsetzung von „Laudato Si“ in der katholischen Kirche in Deutschland ein und kritisierte, dass Umweltschutz keine wahrnehmbare Rolle spiele. Seit 2018 gebe es zwar verbindliche Handlungsempfehlungen der Bischofskonferenz, jedoch sei wenig von einer Umsetzung bzw. diözesanen Schwerpunkten zu erkennen. So habe beispielsweise das Bistum Osnabrück keinen Diözesanbeauftragten und auch wenn der Datenstand etwa zu einer Energieoffensive hervorragend sei, stelle sich die Frage, wie konsequent damit gearbeitet würde.

Die Notwendigkeit zu ökologischem Handeln bleibe – auch in Zeiten von Corona. Dies machten auch die Teilnehmer in der anschließenden Diskussion in persönlichen Stellungnahmen und Äußerungen deutlich.

Es war ein interessanter und wichtiger Abend. Vielen Dank, Frau Dr. Wildgruber, für Ihren Einsatz und Ihre Zeit.

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