veröffentlicht am 10. April 2024

Seit Jahren schon ist es Tradition, dass wir mit unserem Familienkreis am Karfreitag den Kreuzweg beten oder uns an einen Ort begeben, der die Gedanken des Leidens und Sterbens Jesu widerspiegelt. So sind wir in diesem Jahr zur LWL-Klinik nach Lengerich gefahren, um den dortigen Gedenkweg zu gehen. Dieser erinnert an die staatlich organisierten Krankenmorde während der Zeit des Nationalsozialismus und informiert über das erlittene Unrecht.
Mitarbeitende der Klinik sahen sich in der Verantwortung, die Geschichte der ehemaligen Provinzialheilanstalt aufzuarbeiten und einen entsprechenden Gedenkort zu schaffen. Namentlich bekannt sind 440 Patientinnen und Patienten, die aus Lengerich mit dem Ziel der Tötung abtransportiert wurden. Es blaues Minuszeichen (= Leben) oder ein rotes Pluszeichen (= Tod)  auf den Meldebögen entschied über das Schicksal der in der „Anstalt“ lebenden Menschen. In dem Textheft zum Gedenkpfad heißt es: „Es ist unbegreiflich, dass diese schrecklichen und nicht entschuldbaren Verbrechen gegen psychisch kranke Menschen geschehen konnten und dass sich viel der Täter nach 1945 weder menschlich noch juristisch verantworten mussten.“
Begriffe wie „Rassenhygiene“, „Erbwert des Menschen“, „Zwangssterilisation“ oder „Hungersterben“ und die dahinter sich verbergenden Taten machten uns betroffen und ließen uns miteinander ins Gespräch kommen – auch darüber, wie heute der Wert des Menschen gesehen wird und welche politischen Ausrichtungen in unserer Gesellschaft und in der Welt Oberhand gewinnen zu scheinen.  
Als Auftrag und Ausblick heißt es auf den letzten Tafeln: „Der gedenkende Blick auf unsere Geschichte verpflichtet zu einer Kultur der Inklusion und des Friedens auf allen Ebenen und im alltäglichen Entscheiden und Handeln. Dies bedeutet für uns als Klinik, für jede Einzelne und jeden Einzelnen, eine Haltung zu fördern, die mit Wachsamkeit Gefährdungen der Menschenwürde entgegentritt.“

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