veröffentlicht am 18. April 2022

Haben Sie sich die neue Osterkerze in Hollage schon einmal genauer angesehen? Zwei junge Frauen der KAB aus dem Kreis der „Jungen Erwachsenen“ haben sie in diesem Jahr gestaltet: Eva-Maria Brix und Carolin Strunk. Das Motiv ist in diesem Jahr ganz anders, als man es von traditionellen Osterkerzen kennt. Ungewöhnlich, unerwartet, vielleicht sogar im ersten Moment irritierend. Es ist ein Motiv, das viel Raum für eigene Gedanken und Interpretationen lässt. Im Zentrum der Kerze steht ein Hammer, umfasst von einer Hand. Am Rand liegen drei Nägel. Ist es der Hammer, mit dem Christus ans Kreuz geschlagen wurde? Die Nägel, die durch seine Hände und Füße getrieben wurden? In direkter Weise erinnert das Werkzeug an die Kreuzigung – auf der brennenden Osterkerze, die die Auferstehung verkündet. Doch der Hammer ist weit mehr als das Marterwerkzeug. Ein genauerer Blick zeigt, dass auf dem Griff der Name „Josef“ steht. Der Ziehvater Jesu, seines Zeichens Zimmermann, war tagein tagaus mit dem Werkzeug in der Hand unterwegs. Diese Fertigkeiten hat er an seinen Sohn weitergegeben. Auch Jesus hielt sicherlich unzählige Stunden seines Lebens einen solchen Hammer in den Händen. In den Evangelien sind uns viele Predigten und Wundertaten des Gottessohnes überliefert. Doch all diese Erzählungen, all sein Wirken beginnt im Grunde genommen erst mit seinem 30. Lebensjahr. Den größten Teil seines Lebens verbrachte Jesus nicht als Wanderprediger, sondern als einfacher Arbeiter. Gott ist Mensch geworden. Ganz bodenständig, ganz konkret. Ein Mensch, der weiß, was es heißt, für sein täglich Brot hart arbeiten zu müssen. Einer, der anpackt. Der sich auch mal die Hände schmutzig macht. Der Handwerker Josef hat Jesus sicherlich viel mitgegeben. Der Name Josef unten auf dem Griff, also am Fuße des kreuzförmigen Hammers, kann uns ein Zeichen dafür sein, dass seine Erziehung eine der Wurzeln ist, aus denen sich das spätere Tun seines Sohnes speist. Wenn wir in diesem Jahr das 100. Jubiläum der Kirchengemeinde St. Josef feiern, erinnern wir uns in besonderer Weise an den Verdienst dieses bescheidenen Mannes. Und wir erinnern uns an die vielen Männer und sicherlich auch Frauen, die sich einst zusammentaten, um mit vereinten Kräften einen Kirchbau in Hollage zu errichten. Bis heute sind wir aufgerufen, die Kirche, aber auch unsere Gesellschaft, unsere Welt, mitzugestalten. Die Hand, die den Hammer hält, es ist bis heute auch unsere Hand.

Der Hammer kann auch im übertragenen Sinne verstanden werden. Wann immer wir in der Kirche zusammenkommen, um gemeinsam Eucharistie zu feiern, um Gott zu loben, unsere Bitten und unseren Dank vor ihn zu bringen, tun wir das nicht losgelöst von unserem Leben. Die Kirchentüren sind keine Barriere zwischen der profanen Alltagswelt und der heiligen Gotteswelt, sondern sie sind durchlässig. Unser Alltag muss einen Platz im Gottesdienst haben, so wie Gott auch einen Platz in unserem Alltag hat. Die Mystikerin Teresa von Ávila schrieb einmal, dass Gott mitten im Leben zwischen den Kochtöpfen zu finden sei. Analog dazu können wir mit dem Blick auf die Osterkerze ergänzen: Er ist auch zwischen Werkzeugen zu finden, zwischen Hammer und Nägeln. Gott ist überall zu finden, wo Menschen tätig sind.
Vielleicht kommen Ihnen ja noch mehr – eigene – Gedanken beim Anblick der diesjährigen Osterkerze. Lassen Sie das Motiv auf sich wirken und bringen Sie es mit ihren Glaubenserfahrungen in Verbindung.

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