Am Samstag, dem 15. Juni, kamen unter dem Motto: „Macht.Voll?! Wer oder was bestimmt die Arbeitswelt?“ zahlreiche KAB-Mitglieder und CAJ’ler zum Sozialtag bei A+W in Sögel zusammen. Seit 1984 engagieren sich die Mitarbeiter des Bildungswerks von KAB und CAJ erfolgreich für marktgerechte Qualifizierung und dauerhafte Integration in den Arbeitsmarkt. Dazu gehören Ausbildung, Weiterbildung, Coaching, Jugendwerkstätten, Berufsvorbereitung, Bewerbungstraining und zertifizierte Maßnahmen nach AZAV. Einführend wies Geschäftsführer Michael Müller kurz auf aktuelle Entwicklungen hin: So stellte er u. a. die Teilzeitumschulungen für alleinerziehende Frauen, die Ausbildung für Menschen mit Behinderungen und das internationale Fußballturnier als Beispiel für Integration vor.
Dann ging das Wort an den niedersächsischen Finanzminister Reinhold Hilbers (CDU), der den Hauptvortrag des Tages zum Thema „Macht.Was?! Was hält unsere Gesellschaft zusammen?“ übernahm. In seiner Rede ging er auf die Frage von Macht ein und betrachtete, wie Macht ausgeübt wird. „Das Recht hat bei uns die Macht – nicht umgekehrt – und das Recht muss für alle gleich sein. Die staatliche Macht muss aber vernünftig gesteuert werden und die Freiheit des Menschen achten, auch wenn sie teilweise in diese eingreifen muss“, so der Politiker, der zudem lieber von Einfluss als von Macht sprechen wollte. „Freiheit und Verantwortung gehören zusammen“. Um hierbei einen guten Weg zu finden, müsse es einen großen Konsens in der Gesellschaft über Werte und Vorstellungen geben. Hier brauche es christliches Handeln! Dies umso mehr als gegenwärtig in unserer Gesellschaft Terrorismus, eine Verrohung von Sprache, Zunahme von Gewalt oder auch Machtmissbrauch festzustellen sei, was zu Rückzug und Angst führe und die Demokratie bedrohe. Es gelte sich zu fragen, ob es eine Konsensfähigkeit gebe, ob das Modell der Volksparteien noch trage und inwieweit die Kirche noch eine wertstiftende Institution sein könne?
Abschließend ging Herr Hilbers noch wertschätzend auf die Bedeutung der sozialen Marktwirtschaft ein, die demokratisch verfasst und auf Mitbestimmung ausgerichtet sei, die Machtinteressen ausgleichen wolle und uns erst Erfolg und Wohlstand gebracht habe. Er erwarte aber, dass die Eliten in der Wirtschaft Verantwortung für ihr Handeln übernähmen.
Noch kurz blieb Zeit für Nachfragen und Austausch, bevor der Finanzminister dann zur Handwerkskammer nach Osnabrück weiterfahren musste.
Mit zwei Arbeitskreisen vor und nach dem Mittagessen ging die Tagung weiter. Mechthild Weßling (Wirtschaftsverband Emsland) und Markus Wellmann (LWH Lingen) behandelten in ihrem Workshop die Frage, ob die „Ethik des Abendlandes“ auch heute noch relevant sei und ob christliche Sozialethik und nachhaltige Wirtschaftsförderung im Einklang stehen, während Petra Tiesmeyer (DGB) und Prälat Peter Kossen (Lengerich) sich mit den Teilnehmenden darüber austauschten, wo der Mensch in der Arbeitswelt bleibt. Hierzu berichteten sie von eigenen Erfahrungen und Gesprächen mit Betroffenen.
Zum Abschluss der Versammlung wurden in einer hl. Messe mit Pfarrer Kossen alle Anliegen des Tages zusammengefasst und vor Gott gebracht.